BlogKiliMAN2008 » 2008 » März » 05

Archive für 5.3.2024

Jetzt ist erstmal Erholung angesagt

Hallo, danke dafür das Ihr so toll den Blog verfolgt habt! Der Blog wird dank, des grossen Zuspruches weitergeführt!

Es gibt noch eine Zusammenfassung unseres Aufenthaltes hier in Moshi, dem Ausgangspunkt des KiliMan 2008! Wir wollen jetzt erstmal abschalten und werden Euch am Dienstag einiges Neues berichten. Bis dahin!

Eure Nachbarskinder, Race Direktorin Christina & KiliMan2008 Mario

Kalender

Hallo, ich hoffe Ihr habt den Kalender nicht vergessen! Wir haben viele schöne Fotos gemacht!

Der Kalender soll Menschen hier helfen, etwas den Alltag zu vergessen, Sport treiben zu können und etwas Spass zu haben.

Klaus, der Mann von Christina hat, wieder eine Schulpartenschaft übernommen. Mittlerweile unterstützt er glaube ich soviel Kinder und Jugendliche hier, dass bald eine ganze Schulklasse voll ist. Das ist bemerkenswert!

Auch ich denke nach knapp 4 Wochen Afrika anders über bestimmte Sachen nach. In diesen Sinne! Mario

Rätsel

Hallo,

Ihr die Ihr uns verfolgt habt! Denkt doch bitte an das Rätsel! Das Foto zu machen war schon schwierig und die Leistung die Yona vollbracht hat ist beeindruckend, ohne Handschuhe da oben. Yona sagt: In Handschuhe bekommt er immer kalte Finger!

Nun das kann so schwer doch nicht sein, wo er sonst seine Haende trägt! Also bitte! Das sind 3 Worte!

Wisst Ihr eigentlich, wie ich mich immer quäle im Blog! Lesen finde ich auch schöner als schreiben!

Mario

Der Marathon sollte alles entscheiden

Ich weiss nicht genau, wieviele Marathons ich in den letzten 8 Jahren gelaufen bin! Ich weiss nur es ist eine Sucht! Alle waren auf ihre Art und Weise schön. Der schönste war für mich bisher NEW YORK CITY 2006. Hier traf ich Lance Armstrong an Meile 24, wie er sich quälte. Ich schaute damals in seine Augen, irgendwie machte es Lance damals nervös. Für mich war es einer der beeindruckensten Momente meines Lebens. Nach 1,5 Meilen Arm an Arm schob er mich nach vorn und sagte Keep going, Keep going! Es war deshalb für mich so beeindruckend, weil ich seine Bücher laß und er den Krebs besiegen konnte und mein Bruder nicht. So dicht steht Glück und Leid zusammen.

Der Kilimanjaro Marathon kommt dem NYC-Marathon 2006 ganz nah, auf alle Faelle von den inneren Werten! Man muss ihn gelaufen sein!

5.10 Uhr aufstehen. Wie vor jeden Marathon mache ich noch einen Fitness-Test mit meiner Polar-Uhr, Wert 55, also exzellenter Wert über mehrere Wochen unverändert. Eine Zeit von 3:10 Stunden sollten machbar sein. 5.30 Uhr Fruehstueck mit allen. Christina, Klaus, Yuma und Domarie alle waren vielleicht ein bischen vom Marathonfieber angesteckt. 5.45 Abfahrt zum Start, diesmal auf mein Drängen hin pünktlich. Es war schon ein reges Treiben auf den Strassen. Je näher wir ans Stadion kamen, um so mehr Marathon feeling kam auf! Heisse Rythmen, Musik man brauchte sich nicht mehr warm zu machen. Dieses Flair sorgte schon alleine dafür, dass man kocht am Start. Toll, wie die Menschen mit fieberten. 6.30 Start ca.350 Marathon-Läufer ca.8000 Laeufer insgesamt auf den unterschiedlichen Strecken waren unterwegs. Wie immer und überall ist der erste km für jeden der Schnellste. Ich hatte 3:37 Minuten auf der Uhr, bloss runter vom Gas. Ich pendelte mich auf 4:20 Minuten auf den Kilometer ein. Man lief sofort allein, bei der Siegprämie wollten hier alle gewinnen. Selbst der schwarze Riese lief seinen ersten Marathon an, als ob er ihn unter 3:00 Stunden laufen wollte. Ich blieb davon unbeeindruckt, weil ich das von mindestens 20 Marathons, die ich auch so gelaufen bin, kenne. Km 5 Kiboriloni hole ich den schwarzen Riesen ein und dann werde ich dort von einigen Einheimischen gefeiert mit Mario, Mario-Rufen. Es lief mir schon ein bischen kalt den Rücken runter und es gab viele solcher Stellen am Streckenrand. Ich glaube, viele freuen sich darüber, dass ich nicht so ein Mzungu bin, wie sie ihn oft hier erleben. Ich laufe gleichmässig Kilometer für Kilometer, Puls durchschnittlich 145. Viele Läufer sind nicht zu sehen, ich hole jetzt aber nach und nach welche ein die sich anfänglich übernommen haben. Das spornt mich an und setzt neue Kräfte frei. Dazu die immer wieder kommenden Anfeuerungsrufe! 21,2 km geschaft 1:32:05 Halbmarathonzeit. Jetzt beginnt der Ernst des Lebens: 11 km bergauf, die letzten 2 km davon waren die härtesten. Landschaftlich einzigartig, den schneebedeckten Kilimanjaro immer im Blick. Dieser klimatische Unterschied ist doch kaum zu glauben. Man läuft bei 30 Grad in der Sonne und 20 km Luftlinie weiter liegt Schnee und das in Afrika. Ich quäle mich die Kilometer bergauf in Zeiten von 5:30 bis 6:20 Minuten. In meinen Kopf hämmert sich nur ein Satz ein: Fang nur nicht an zu gehen!!! Denn alle um mich herum gingen, denn es war die Rückstrecke vom Halbmarathon. Den Wendepunkt erreicht, ging es nur noch bergab. Seit km 21 hatte ich auch ständige Radbegleitung, das war super für die Versorgung mit Wasser und Cola. Da die Helfer immer tanzten an den Verpflegungspunkten blieb meist kein Wasser bei der Übergabe im Becher. Am Wendepunkt nahm ich die Zeit. Nun begann der Kampf gegen den schwarzen Riesen, der auch von einem Biker begleitet wurde, damit man von vornherein gewisse Gedanken ausschliessen konnte. Er kam mir bei 13 Minuten entgegen, hatte noch 2,5 Km bis zum Wendepunkt. Das wird knapp, aber ich lief die letzten Kilometer in Zeiten unter 4:10 min. Das kann auch nicht jeder! Gut mehr ging nicht, da die ersten Anzeichen von Krämpfen auftraten.

Aber es passte bis zum Ziel, im Stadion alles voller Afrikaner! Super Stimmung ich hatte das Gefühl, sie tragen den ersten Mzungu des Marathons über die Ziellinie. Die Zeit blieb bei 3:12:35 stehen!

Ich habe alles gegeben, nun begann das Warten! Zur Belohnung gönnte ich mir ein Kilimanjaro! Es war als ob mir ein Engel auf die Zunge pinkelt! (Zitat meines Bruders)

Louis kam nicht zur rechten Zeit, ich bin KiliMan 2008! Registriert hat das niemand, nur es soll mir auch erstmal jemand nachmachen.

Bike Race - Tag 2

141 Kilometer standen auf dem Programm, ich schaute nochmal ganz in Ruhe auf den Kilimanjaro. Er zeigte sich in voller Pracht. Hatte sehr gut geschlafen, das Frühstueck war in Ordnung, also konnte es aus meiner Sicht los gehen. Der Start verzögerte sich, wieder um 30 Minuten, was natürlich im Rahmen liegt. Woran man aber auch arbeiten sollte. Gut, ganz unschuldig war ich auch nicht, denn ich fuhr aus der Startaufstellung nochmal raus um zu helfen. Durch die Anstrengung des Vortages rebellierte Nicolas Körper. Magen-Darm-Probleme, ich empfehlte kein Iso-Getraenk zu nehmen. Nur Wasser & Cola, aus meiner Reiseapotheke wollte er nichts. Schön das ich diese bis heute noch nicht brauchte. Die Startklappe schlug zu und die Race, wie sollte es auch anders sein, begann mit Vollgas! Der Zeitabstand zwischen Platz 1 Said und 2 Yuma betrug nur eine Minute. Es ging 20 km eine Strasse voller tiefen Splitt bergauf. Sie rissen mächtig an Ihren Lenkerhörnchen. Nach 5 km fuhren wir wieder zu dritt. Ich war der lachende Dritte, denn 50 Minuten raus zu fahren war unmöglich. Verfahren wollte ich mich auch nicht wieder, somit musste ich nur zu sehen, da dran zu bleiben. Was anfänglich richtig hart war! Nichts mit zum Kili hochschauen oder den Blick in die Ebene des Amboseli Nationalparkes schweifen lassen. Erstmal war in den Lenker beissen angesagt, denn ich sass ja deshalb auf den Rad, weil ich KiliMan werden wollte. Yuma & Said hielten das Tempo richtig hoch. Ich dachte, so lange wie Du hier dran bleibst, machst du Zeit auf den schwarzen Riesen gut. Den Splitt hatten wir besiegt, nun wurde es richtig hart. Steile Bergstücken auf und ab , gesäät mit richtigen Felssteinen, Löchern und alles was man zum Mountainbiken braucht. Meine Oberarme taten mittlerweile auch schon weh (so etwas kenne ich von keiner Transalp). Nur das war es nicht, was mir Sorgen machte. Meine Arme brannten, mein Kopf glühte. Das war alles zu ertragen, aber die ersten Hilferufe meiner Oberschenkelmuskulatur machte mir mehr Sorgen als alles andere, was mein Gehirn noch wahrnahm. Da konnte nur eins helfen trinken, trinken, trinken und optimale Gänge fahren! Bei den Gedanken, das es noch knapp 100 Km sind, wurde mir ganz anders. Da sank der Motivationsfaktor ziehmlich. Was mich immer wieder beflügelte, war der Fakt: “Am Hinterrad der beiden kannst du dich nicht verfahren (Peer wird jetzt an unsere sonntäglichen Ausfahrten denken). Wir hatten Situation, wo wir uns alle 3 anschauten und uns nach dem richtigen Weg fragten. Passte immer! Also kein Vorwurf an die Organisation, Verbesserungsvorschläge nimmt die Race Direktorin ja gern an. Man sollte nicht vergessen, wir sind hier in Afrika. Ab km 70 wurden die beiden ruhiger, Yuma war ziehmlich breit, er musste bei Anstiegen meist reissen lassen. Mittlerweile gesellte sich Saids Teamgefährte zu uns, für mich etwas fraglich, wie er es gemacht hat. Ich denke er hat seine Kralle ausgestreckt. Die Foodpoints funktionierten mehr schlecht als recht, nur da waren sie und das ist das Wichtigste. Wasser, Cola, Bananen,Orangen und Kekse. Keiner musste Durst und Hunger erleiden. Wir 4 wurden gut vom Motorrad versorgt, hätte nicht besser sein können. Nun ging auch alles etwas ruhiger zur Sache. Wir durchfuhren Massai-Dörfer, die weiten Blicke in die Ferne erinnerten mich an Filme und Bilder über Afrika. Mit dem Bike erlebt man viele Dinge intensiver und ich war ziehmlich entspannt, trotz des ständigen Zuckens in meinen Oberschenkel. Für mich war klar das ich bis zum Ziel mitfahren werde, das Tempo wurde hoch gehalten und die Angst sich zu verfahren zu groß. Die Kraft für den Marathon zu sparen war auch noch ein wichtiger Aspekt. Denn 3 h 10 min auf der Strecke sollten auch erstmal gelaufen sein. 20 km vor dem Ziel fragte ich nach dem schwarzen Riesen. Mike auf dem Motorrad sitzend, meinte: After, after long time. Das beruhigte mich, wie sollte es auch anders sein, denn er war ja gleich am ersten Berg abgehängt. Ich rechnete mit 20 Minuten, das erhöhte meine Chance in der Gesamtwertung zu gewinnen. So kamen wir den Ziel näher. Am Ortsrand von Moshi übernahm Yuma die Führung und forcierte das Tempo ungemein, beeindruckend. Ich fuhr einfach mit und wollte die Etappe natürlich gewinnen. So ein bischen fühlte ich mich wie vor 22 Jahren, als ich meine letzten Radrennen fuhr. Listig und schnell war ich damals auch. Das Tempo war auf 48 km/h. Wir überholten das Führungsmotorrad, irgendwie waren die Leute der Situation nicht gewachsen. Wir wurden schneller und schneller, der Kreisel in Sicht, ich setzte ich mich an die Spitze. 61 km/h die Helfer waren von der Geschwindigkeit so überrascht, dass sie den Verkehr nicht stoppen konnten, wir hätten links abbiegen müssen. Wir fuhren am Ziel vorbei, somit habe ich die Etappe wieder nicht gewinnen können! Ich fuhr über die Ziellinie, in dem Moment erstarrte, so glaube ich, Christina! [Kommentar Christina: Ich erstarrte schon in den Moment als Mario am Ziel vorbeifuhr…] Um keinen Wutausbruch zu bekommen, fuhr ich gleich nach Kiboriloni, duschte mich und gönnte mir 2 Kilimanjaros und bekam lecker zu essen. [Kommentar Christina: Mario ist böse schimpefend durchs Ziel gefahren, hab ich vollständig verstanden!]

Die Vorbereitung für den Marathon begann. Haare schneiden, Massage, das alles diesmal nicht im Hotel, sondern in ein Saloon in Moshi auf Empfehlung von Neema der Hausherrin in Kiboriloni! Geile Sache! So etwas Exaktes habe ich noch nicht erlebt. Ich lasse mir in jeden Land, wo ich bin die Haare schneiden. Kann nur sagen, hier traf ich Mister und Misses Perfekt. Hinzu kam, dass ganz Moshi im Marathon-Fieber war. Bei der Auswertung der Bike Race Etappe erfuhr ich, dass der schwarze Riese nur 3 Minuten eingebühst hatte. Schon sehr merkwuerdig! Wer 137 Km alleine zurück legt und auf 4 Biker, die ein gutes Tempo gefahren sind, nur 3 Minuten verliert, der hätte das Rennen eigentlich gewinnen müssen! Das ist eben Afrika! 37 Minuten Rückstand auf den schwarzen Riesen! Ich sagte mi, im Marathon ist alles moeglich, du musst nur gut durch kommen!

Somit verabschiedete ich mich mit einem Kilimanjaro ins Bett!

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