Sonntag in Afrika

Wochentags bei meinem Lauf am morgen um 6.30 Uhr sind die Kinder in ihren grün-weißen Uniformen auf dem Weg zu Schule. Sie üben „GOOD MORNING!“ an mir. So freute ich mich heute, am Sonntag, auf eine ruhige Zeit. Sonntag ist aber der Tag der Werktätigen und der Tag der Kirchgänger. Die Gruppen sind natürlich nicht disjunkt. Die weiblichen Kirchgängerinnen sind aufgehübscht als würden sie zu einer Hochzeit gehen, und Pafümwolken ziehen durch den Regenwald. Die Kirche liegt in der Mitte meines Rundkurses, es wird schon gesungen und von beiden Seiten strömt es noch. Alle haben ihre Bibel in der Hand, manche rennen, andere bummeln auch jetzt. Michelle Obama wird zweifelsohne auch hier in Tanzania in einiger Zeit stilbildend gewirkt haben und es werden mehr First Lady Kostüme auftauchen und die Kangas und geknoteten Kopfkreationen verdrängen. Gegrüßt wird alles von hi, über good morning, jambo, bis zu skamo…

Männer sind in der Minderzahl auf dem Weg zu Gott. Sie stehen noch im Garten oder vor dem Tor und …putzen sich die Zähne. Das sind zweifelsohne Werktätige, die sehe ich in der Woche nicht. Da sind sie wahrscheinlich schon auf Arbeit. Fellini wäre begeistert gewesen von einem hochaufragenden mittelalten Mann in korrektem dunkelgrauen Jackett und dürren Beinen in Hawaii-Bermuda-Shorts, dem die Zahnbürste stockte, als ich mich vorbei schleppte. Wahrscheinlich müssen alle Werktätigen Männer um 5.00 aufstehen, um die halbe Stunde Zähneputzen im Garten zu genießen. Kein Gruß, da ja Zahnbürste im Mund.

Aber gemütlich war es doch heute und ich konnte nach einer Woche erstmals die Landschaft etwas genauer betrachten, da ich nicht schon den Kopf vom Tagwerk voll habe. Der Weg führt durch Kihambas, den Gärten der Chagga, die wie Regenwald wirken, da die großen Bäume noch stehen und die Kulturpflanzen darunter und wild durcheinander anbaut werden. Braunes Waser vom Kilimanjaro rinnt in kleinen Kanälen zu den Feldern. Die werden jetzt umgegraben, da in ca. 4 Wochen die Regenzeit beginnt. Gegraben ist der falsche Ausdruck, in Afrika wird gehackt. Habe so eine Hacke vor Jahren nach Deutschland mitgenommen und finde hacken gar nicht so schlecht, insbesondere für Frauen. Nach von Vogel- und Grillengeräuschen begleiteten Minuten unter grünen Blättern taucht urplötzlich seine Herrlichkeit auf, der big mountain, und ist nach 5 Minuten wieder von Bäumen verdeckt. Werde am Nachmittag mal mit der Kamera den Weg entlang spazieren und ein paar Fotos machen. Hier schon mal eins von mir zur Verdeutlichung was mit der mit der oben erwähnten Kopfkreation gemeint ist.

Liebe Sonntagsgrüße nach Deutschland, zur Groß-Familie Schmidt in Berlin und zu Bärbel nach Friedersdorf. Ihr fehlt mir schon…

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