Arbeitstag bei Chagga Tours in Afrika

Erstmalig bin ich wie andere bleiche Entwicklungshelfer früh in der Gegend laufen gewesen. Ca. 3,5 Kilometer, um 6.30 Ortszeit. Da sticht die Sonne noch nicht, aber man wird schleimig nass nach einigen Minuten. Die letzten 200m zurück in der Nachbarschaft trotzdem dynamisch zurück gelegt und am Häuschen von „How are you“ vorbei. Da wohnt eine Kinderschar, die diese Frage besonders laut und schrill herausbrüllt, sobald ich auftauche. Diesmal nur ein markerschütternder Aufschrei, der die Mutter aus der Öffnung treibt, die eine Tür enthalten könnte, nach den Kleinen zu sehen. Sie meinen aber mich und sie winkt lachend ab. Sehe in der Laufkluft sicher noch fremdartiger aus als sonst.

In Kiboriloni ist Anita und Neema dabei, Anita für die Schule anzuziehen, wie immer schick in grün und weiß. Duschen und dann der erste Kaffee! Mike ist auch schon dem Bett entstiegen, James erscheint und wir frühstücken zusammen und besprechen den Tag. Kein schlechter Anfang.

Im Internet-Cafe dann die erste Panne, die Word-Dateien von Marios neuem Rechner lassen sich unter Linux nicht öffnen. Warum müssen die Softwaregurus bloß immer alles komplizierter machen, was schon einmal lief und verständlich war. Hatte alle Emails vorgeschrieben und konnte diesen Programmpunkt nun unter Ulk verbuchen. Aber wir konnten wenigstens noch eine begeisterte Zuschrift einer Kanaderin runterladen, die im Januar mit in der Climbing for Kids Gruppe war. Sie haben wieder 60.000 Dollar gesammelt, die an das Amani Waisenhaus in Moshi gehen. Das wirft auch Fragen auf. Ist es gut, jedes Jahr mit soviel Geld zum gleichen Kinderheim zu gehen oder fördert dass nicht Missbrauch? Hier hat man sich nun durchgerungen, die Spitzen des Betrugs, also Premierminister, Minister für Energie etc. vor Gericht zu bringen. Der Energieminister hat Turbinen gekauft, die totaler Schrott sind, angeblich in USA, wo man nichts davon weiß.

Dann ins Büro vom Snow Cap, wo das Camp sein wird zwischen den beiden Bikeetappen. Wir besprechen alles gründlich und werden in 2 Wochen auch noch hinfahren, um alles zu prüfen. Das Business wird als verhalten eingeschätzt und kritisiert, dass sich Mike nicht wie besprochen um die Mitgliedschaft in KIATO bemüht hat. Snow Cap ist da drin und auch noch andere Firmen aus Moshi. Ist eine kleinere Organisation als TATO, nur für Mountainclimbing.

Nächste Station Glacier, ein Open Air Restaurant mit Oktoberfestwiese wo das Ziel der Bikrace sein soll. Sprechen mit dem Besitzer, dem auch Ahsante Tours gehört und der berichtet von 90 Stornierungen im Februar. Er hat mit anderen Firmen, die in KIATO sind, versucht, die Nationalparkverwaltung vom Kilimanjaro zu überzeugen, dass die Gebühr gesenkt werden muss. Erfolglos. Dafür lässt der Service immer mehr nach und aus Eigennutz sollte ich das eigentlich nicht im Blog schreiben, was er beobachtet hat. Es sollten immer 6 Ranger in jedem Camp sein, aber oft sind nur zwei da, die anderen bei ihren Frauen in Moshi. Das heißt, das Rescue Team kann man abhaken. Wir sind sowieso darauf eingerichtet, die Leute runter zu tragen oder würden First Air Responder (Rettung mit Hubschrauber) anrufen. Er mahnt eindringlich, dass wir KIATO beitreten sollen und Mike mit seinen Erfahrungen als Guide was bewegen kann. Er stimmt mir zu, dass afrikanische Firmen nicht gewohnt sind gemeinsam für ihre Interessen Lobbyarbeit zu machen. Wir sind gerade mit erheblichem Aufwand an Nerven das 250. Mitglied von TATO geworden…Mal sehen, was das bringt. Für die Gestaltung des Ziels und der Feier am Schluß des KiliMAN müssen wir noch einmal nächste Woche hin, wenn wir alles Advertising aus dem CARGO ausgepackt haben.

Beim abendlichen Kilimanjaro (auf eine Flasche pro Tag begrenzt, solange KiliMAN nicht vorbei ist) noch im Glacier diskutieren Mike und James mit mir, unser zweites Office in der Stadt nicht zu schließen. Ich habe Befürchtungen für die Geschäftsentwicklung ab Juni aufgrund der Rezession und warum sollen wir da 3 Monate in der Regenzeit bezahlen, wo keine Touren stattfinden und sich kaum ein Tourist nach Moshi verirrt. Die beiden diskutieren emotional, ohne das unsere Zahlen von 2008 fertig sind, aber ich weiß, dass die Mietkosten und Tax an die Stadt nicht mit Biketouren und Citytouren reinkommen, obwohl wir da keine Konkurrenz haben. Besonders emotional wird es, wenn sie behaupten, es wäre ihr Anlaufpunkt, ihr Inhalt, sie wären bereit auf einen Teil des Gehaltes zu verzichten, nur um das Office zu erhalten. Natürlich gefällt mir das Office auch, aber die Vernunft muss siegen. Wenn es wirklich nicht so schlimm wird, kann man ja nach dem Regen ein kleineres anmieten.

Morgen kaufen wir für eine kleine kanadische Gruppe von vier Bergwanderen ein und ich muss Mike und James von einem neuen Speiseplan überzeugen. Es ist z. B. so, dass wir für die Crew mehr Essen hoch tragen als für die Bergwanderer. Das erscheint mir unsinnig. Aber wie ist das zu lösen? Die Crew bekommt Ugali mit Fleisch und Gemüse. Das Gemüse ist so ein Art Kohl und viel zu schwer. Damit das Fleisch nicht zu trocken ist, hab ich nun Maggi Soßen mitgebracht. Es muss auch mal für eine Woche ohne Gemüse gehen. Auch bei den Wanderen orientieren wir uns jetzt mehr an den Empfehlungen des Alpenvereins und sind schon lange von den 5kg Essen pro Tag und Wanderer und von den Wassermelonen weg. Trotzdem wird oft noch unüberlegt eingekauft und Essen bleibt am Berg übrig. Ich gönne es denn Portern ja, aber die Firma ist wichtiger! Und solange alle Gruppen unser gutes und reichliches Essen loben, ist doch alles o.k. Wenn sich James und Yona beim Einkaufen und packen an die neuen Vorgaben halten bekommen sie etwas extra bezahlt. Mal sehen mit wievielen Portern sie am Gate antreten!

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